Was bedeutet das Wort „frei sein“ für uns? Und müssen wir uns diese Frage überhaupt stellen, in unserer fortgeschrittenen Welt, in der uns doch so viele Möglichkeiten und Wege offenstehen?
Jeder von uns hat sein individuell definiertes Bild von Freiheit, geprägt durch die eigene Lebenssituation und das bereits Erfahrene.
Grobmaschig lässt sich die Freiheit in zwei verschiedene Arten skizzieren:
Die „Freiheit von etwas“. Die Sehnsucht frei von religiösen oder politischen Zwängen zu sein. Welche leider nach wie vor in manchen Teilen der Welt nachhallt.
Die „Freiheit zu etwas“. Der Wunsch frei zur Selbstverwirklichung und des anderen Denkens zu sein.
Mit der Fragestellung „Bist du frei?“ verbinden wir meistens das Bild der „Freiheit von etwas“. Und ja, in dieser Art und Weise sind wir frei. Wir können die unterschiedlichsten beruflichen Wege gehen -egal, ob als Frau oder als Mann-, können die unterschiedlichsten Länder bereisen, …es gibt die verschiedensten Wege, welche wir einschlagen können.
Wir sind frei. Doch fühlen wir uns auch immer frei? Würden wir auf die Fragstellung „Fühlst du dich frei?“ genauso antworten? Denn gibt es nicht einen entscheidenden Unterschied zwischen frei sein und sich frei fühlen?
Mit dem Abriss von Grenzen wurde uns neue räumliche Freiheit geschaffen. Doch wurden mit dem Abriss nicht mindestens genauso viele neue, unsichtbare Grenzen – gedankliche Grenzen – errichtet? Und sind diese nicht wesentlich machtvoller als jede physische Grenze?
Vorgegebene Denkmuster wie die gesellschaftliche Trennung nach „weiß“, „schwarz“ oder „gelb“, nach der Konfektionsgröße oder nach der geschlechtlichen Gesinnung. Für alles gibt es Rubriken, welche entweder in das vorgegebene Muster passen oder von der Gesellschaft ausgeschlossen werden.
Vorgegebene Denkmuster umgeben uns wie Gitterstäbe, getarnt als weichgezeichnete Farbmuster.
Geschmiedet aus dem Feuer unserer Angst nicht dazu zugehören.
Denn wenn wir ehrlich sind, ist unser größter und sehnlichster Wunsch das Gefühl nach Zugehörigkeit. Und die Angst, dass uns dieses Gefühl abhandenkommt, ist das machtvollste Druckmittel gegen uns.
Unser Zugehörigkeitsgefühl stammt vielleicht noch aus unserer Entstehungsgeschichte. Einzelkämpfer waren nicht überlebensfähig. Wir brauchten eine Gruppe, zu der wir uns zugehörig fühlten. Und diese Gruppe hat nicht überstanden, in dem alle Mitglieder gleich dachten, gleich handelten oder gar die gleichen Fähigkeiten hatten.
Vielfalt bedeutet Leben!
Und wir sollten wieder anfangen diese Vielfalt zu leben. Denn wir sind keine Einzelkämpfer, wir sind ein unkompliziertes, vorurteilsfreies, starkes WIR.
Der Zusammenhalt ist unsere größte Macht und unsere größte Freiheit – lasst uns nicht von vorgegebenen Denkmustern einschränken.
Denn könnten wir jemals tatsächlich frei sein, wenn wir uns nur im vorgegebenen Rahmen bewegen?
Wie oft ertappen wir uns dabei uns lieber hinter der Gewöhnlichkeit zu verstecken, um uns vor Anfeindungen zu schützen? Wir hüllen uns lieber in eine Fassade, die der Allgemeinheit entspricht. Eine Fassade, welche uns schleichend zu ersticken und zu verblassen droht.
In dem wir uns Gedanken darüber machen, ob unser Tun, unsere Meinung oder unsere Entscheidungen den gesellschaftlichen Ansichten entsprechen oder nicht, unterwerfen wir uns selbst einer Un-Freiheit. Wir berauben uns derer selbst, durch bloße Angst vor der vermeintlich entgegenschlagenden Negativität.
Doch ist unsere Unterschiedlichkeit nicht genau das, was uns Menschen ausmacht und letztlich auch verbindet? Und können wir nicht auch erst dann vollumfänglich frei sein, wenn wir diese Unterschiedlichkeit als eine unserer größten Freiheiten anerkennen?
Finden wir unsere Freiheit!